Seit der Kindergarten Anfang der 1990er Jahre geschlossen wurde, konnten mehrere Vereine sich in dem nun leerstehenden Gebäude ansiedeln. So wurde durch das DRK ein Schulungs- und Versammlungszentrum in Eigenregie errichtet und dafür mehrere Räume umgebaut. Ebenso wurde ein Jugendclub mit finanzieller Unterstützung seitens der Stadt Stadtlengsfeld ebenfalls in Eigenregie gebaut.
Ausgangssituation
Im Zuge der Umbaumaßnahmen in den 1990er Jahren wurden einige Umbauten an der elektrischen Anlage und der Heizung durchgeführt.
Im Jugendclub und in den DRK-Räumen wurden neue Kabel gezogen und umfangreich renoviert. Lediglich die Zuleitungen zu den Verteilern wurden nicht erneuert. Es wurde ein neuer Heizkessel eingebaut. In dieser Zeit wurde eine Kantine im Gebäude eingerichtet. Hier konnten Rentner und andere Menschen einen Mittagstisch genießen. Diese Kantine wurde aber nach wenigen Jahren wieder geschlossen.
Es siedelten sich im laufe der Zeit weitere Vereine und Interessengruppen im Gebäude an. So nutzten bisher beispielsweise die Jägerschaft des Wartburgkreises, der Rentnerclub, die Jugendfeuerwehr, die Caritas und die Simsonfreunde, das Gebäude für ihre Vereinsarbeit, Veranstaltungen und Schulungen sowie für kleine Feiern. Eine Rockgruppe und ein Kunstschnitzer richteten ebenfalls Werkstatt und Probenraum ein.
Im Laufe der Jahre verschlechterte sich allerdings der Zustand der allgemeinen Elektroinstallation und der Heizung. Dem Dach setzte die Witterung ebenso zu. Mitte der 2000er Jahre wurde dann im „rechten“ Trakt die Heizung abgeklemmt. Nur der Jugendclub blieb weiter am Heizungsnetz angeschlossen. Die Räume im „rechten“ Trakt wurden an einen Trödelsammler vermietet, der allerdings nicht den Zustand der Räumlichkeiten erhalten konnte. Es wurden die Fenster mehrfach eingeschlagen und Einbrüche verübt, bei denen ausschließlich im Trödel nach eventueller Beute gesucht wurde. Dadurch wurde ein sehr unschönes Bild der gesamten Einrichtung gezeichnet. Ebenso sorgte Vandalismus auf
dem Spielplatz hinter den Gebäuden für großen Unmut. Im Jahr 2023 wurde dann die Immobilie durch die Gemeinde Dermbach gesperrt, mit der Begründung, es bestünde durch die schlechte Elektroinstallation Gefahr für Leib und Leben. In Zusammenarbeit mit einem Elektromeister-Betrieb wurden die Schäden durch ehrenamtliche Tätigkeit eines Mitbürgers insoweit behoben, dass ein Weiterbetrieb möglich war. Dies wurde durch den Bürgermeister Herrn Hugk bestätigt.
Zielsetzung
Um eine Sanierung und Weiternutzung der Räumlichkeiten zu gewährleisten, wurde der Ortsteilrat Stadtlengsfeld aufgefordert, ein selbst ausgearbeitetes Nutzungskonzept für die Immobilie vorzulegen.
Ziel ist es, die Immobilie einer sinnvollen, ausgelasteten Nutzung durch die Vereine von Stadtlengsfeld und Bürgerschaft als Bürgergemeinschaftshaus zu erhalten und auszubauen und einen Anlaufpunkt als Zentrum gesellschaftlichen Lebens in Stadtlengsfeld zu schaffen.
Dies stärkt den Zusammenhalt und hilft dabei, dass sich die Bürger mit ihrer Heimat verbunden und wohl fühlen und die Attraktivität des Ortes verbessert wird.
Das nachfolgende Nutzungskonzept stellt die Nutzungsüberlegungen unter Beteiligung der Bürgerinnen und Bürger dar. Baurechtliche Vorgaben und Auflagen die sich aus der Umnutzung des alten Kindergartens ergeben, sind in dem vorliegenden Konzept noch nicht vollständig betrachtet bzw. berücksichtigt worden.
Vorgehen
Die Erarbeitung des Nutzungskonzeptes begann mit der Bestandsaufnahme der aktuellen Nutzung der Gebäude. Darauf aufbauend wurden verschiedene Optionen erarbeitet, die die Attraktivität und Lebensqualität in Stadtlengsfeld stärken und für die Bürgerschaft von jung bis alt aktive und attraktive Beteiligungsmöglichkeiten schaffen, um das Gemeinschaftsgefühl der Bürgerschaft zu stärken.
Aktueller baulicher Zustand
Im linken Trakt sind die meisten Räume bereits vermietet, bzw. genutzt. Hier sind 2 Küchen und eine barrierefreie Toilette installiert. Ein Raum soll noch zu einem Lagerraum für die
Utensilien zur Ausstattung des Stadtfests, des Weihnachtsmarkts und des Sommerfests genutzt werden. In diesem Trakt wurden bereits größere Anstrengungen einer Sanierung unternommen. Es sind bereits umfangreiche elektrotechnische Sanierungen erfolgt. Ebenso wurden mehrere Räumlichkeiten gemalert.
Im rechten Trakt besteht erhöhter Sanierungsbedarf. Hier wurde die Heizung auf Grund von verschiedenen Undichtigkeiten der Leitungen abgeklemmt. Die elektrische Installation muss im Zuge der Renovierungsmaßnahmen ebenfalls erneuert werden.
Im rechten Trakt wurden durch Vandalismus und Einbrüche mehrere Fenster zerstört. Insgesamt ist der Zustand aller Fenster schlecht und energetisch nicht mehr vertretbar, da es sich um die ersten Fenster des alten Kindergartengebäudes handelt. Die Dacheindeckung besteht aus Asbest/ Eternitplatten, ist an mehreren Stellen undicht.
Konzeption der künftigen Nutzung
Zur Erstellung eines tragfähigen Nutzungskonzepts sind verschieden Vorüberlegungen notwendig.
Die Rückmeldung der momentan ansässigen Vereine und Nutzer der Räumlichkeiten waren durchweg positiv. Alle ansässigen Nutzer sind interessiert daran, in ihren Räumen zu verbleiben und unterstützen die vorliegenden Pläne.
Weitere Vereine, wie der Kultur- und Geschichtsverein, Karnevalsverein, Tanzgruppe des LCV, der Mütterkreis haben bereits ihr Interesse bekundet, Räumlichkeiten zu nutzen.
Durch ein erweitertes Angebot und den kontinuierlichen Ausbau des künftigen Bürger- und Vereinshauses soll eine höhere Auslastung und damit eine Wirtschaftlichkeit erreicht werden.
Im Zuge einer Sanierung der noch zu renovierenden Räumlichkeiten soll unter anderem ein buchbarer Veranstaltungsraum, mit Raum für Besprechungen, Schulungen, Ausstellungen, Blutspende usw. geschaffen werden. Dieser soll auch für private Feierlichkeiten (Jugendweihe, Konfirmation, Geburtstage u.Ä.) nutzbar gemacht werden. Dies erhöht die Akzeptanz in der Bevölkerung.
Das Angebot eines attraktiv ausgestalten Veranstaltungsraums im Verbund mit praktikabel eingerichteten Funktionsräumen (Küche, Toiletten, Neben-(Lager-) räume) würde nach aller Erfahrung einem Anstieg solcher Nutzungen Vorschub leisten und weitere Ideen für gemeinschaftliche Kreativität im Rahmen der Dorfgemeinschaft anregen.
Das stärkt den Zusammenhalt in der Bevölkerung und kann gleichzeitig als Begegnungsstätte für Jung und Alt verstanden werden. Da es sich hier um ein eingeschossiges Gebäude handelt ist besonders herauszustellen, dass sich auch eine alters- und behindertengerechte barrierefreie Nutzung ohne größere Probleme realisieren lässt.
Durch eine Ideensammlung konnten die verschiedensten Nutzungsmöglichkeiten gesammelt
werden:
• Einwohnerversammlungen
• Sitzungen Ortsteilrat und Vereine
• Freizeitsportverein/ Gymnastik/ Yoga
• Seniorentreff
• Jugendtreff
• Frauenkreis/ Mütterkreis
• Private Feste jeder Art
• Musikproben
• Elterntreff mit Kinderveranstaltungen (anliegender Spielplatz)
• Ausstellungen des Geschichtsvereins
• Veranstaltungen des Geschichtsvereins zur Aufarbeitung der Geschichte von Stadtlengsfeld
• Generationsübergreifende Veranstaltungen und Feierlichkeiten (Hervorzuheben sind hier die bereits vorhandene Barrierefreiheit und der anliegende Spielplatz.)
• Volkshochschulkurse
• Fußballübertragungen (public viewing zur WM usw.)
Weiterhin wird durch die Sanierung ein Anreiz für die potenzielle Ansiedlung weiterer Vereine und Institutionen im Bürger- und Vereinshaus geschaffen.
Die bisherigen Optionen für private Feiern und Vereinsarbeit sind meist ungünstig. Hier ist besonders auf die Ineffizienz der Nutzung der Stadthalle in den Wintermonaten und die bauliche Situation im ehemaligen Rathaus hinzuweisen. In der Stadthalle muss die gesamte Halle geheizt werden, selbst wenn, bei privaten Feiern und Vereinsarbeit, nur ein kleiner Teil genutzt wird. Die bauliche Situation im Rathaus ist ebenfalls äußerst ungünstig, da hier die Barrierefreiheit für behinderte Menschen nur schwerlich umsetzbar ist.
Natürlich werden beide Optionen räumlich und in Bezug auf ihre Wirtschaftlichkeit nicht annähernd den Erfordernissen einer bürgernahen und zufriedenstellenden Nutzung gerecht. Diese bietet allein die Renovierung des ehemaligen Kindergartens, der sonst in absehbarer Zeit zu einer weiteren Bauruine in Stadtlengsfeld verkommt.
Bei vielen der oben genannten Nutzungsoptionen ist auch auf den, an das zukünftige Bürger- und Vereinshaus angeschlossenen, Spielplatz hinzuweisen. Dieser wurde in den letzten Jahren immer wieder Opfer von Vandalismus. Durch eine kontinuierliche Nutzung des Gebäudes gehört dieses Problem höchstwahrscheinlich der Vergangenheit an. Weiterhin ist eine „Spielplatzpatenschaft“ mit regelmäßiger gemeinsamer Pflege des Spielplatzes durch die Nutzer angedacht.
Eine kontinuierliche Nutzung öffentlicher Räumlichkeiten erfordert eine organisatorische Zuständigkeit. Diese soll durch einen neu zu gründenden Vorstand des Vereins- und Bürgerhauses erfolgen.
Leitbild
Ein wesentlicher Bestandteil der Ausgestaltung der künftigen Nutzung und der baulichen Ausgestaltung als Bürgerhaus ist die Erarbeitung eines gemeinsamen Leitbilds, um ein gemeinsames Verständnis der Einwohner und Ziele des Bürger- und Vereinshauses zu definieren.
In der Planungsphase dient das Leitbild als Orientierungsrahmen für alle weiteren inhaltlichen Planungsschritte sowie in der Nutzungsphase als Handlungsmaxime für alle im Vereinshaus ein- und ausgehenden Menschen. Darüber hinaus soll das Leitbild als Maßstab für die erfolgreiche Umsetzung des Bürger- und Vereinshauses dienen.
Notwendige bauliche Maßnahmen
Es sind mehrere Sanierungsmaßnahmen erforderlich, die sukzessiv umgesetzt werden können. Als wichtigstes Element ist eine Erneuerung des Heizkessels anzustreben. Der bisher montierte Kessel läuft 24h am Tag in Volllast, da die Regelung nicht mehr funktioniert.
Hier ließe sich in einem ersten Bauabschnitt mit dem Einbau eines Gas-Brennwertkessels eine massive Verringerung der Nebenkosten erreichen. Diese belaufen sich derzeit laut Gemeinde Dermbach auf ca. 7000€. Um eine solide Energieeffizienz des Gebäudes zu erreichen, ist der Austausch aller Fenster unumgänglich. Die elektrische Grundsanierung ließe sich in diesem Abschnitt ebenfalls realisieren.
Bei entsprechender Förderung kann zeitnah in einem weiteren Ausbauschritt eine Erneuerung des Daches erfolgen. Da die vorhandene Dachfläche weder repariert noch abgedeckt werden darf, ist eine komplette Erneuerung unumgänglich.
Ein großer Teil der Entkernung und des Innenausbaus wird von den ansässigen Vereinen und weiteren Unterstützern und Institutionen selbst durchgeführt. Insbesondere bei den Entkernungsarbeiten und dem Innenausbau, wie Elektrik, Trockenbau und Malerarbeiten möchten ehrenamtliche Vereinsmitglieder und Unterstützer tätig werden.
Investitionskosten
Für die vorerst bedeutendsten Sanierungsmaßnahmen werden die Gesamtkosten auf Grundlage von eingeholten Angeboten örtlicher Handwerksfirmen auf ca. 200.000 Euro geschätzt.
Vorläufige Angebote für Heizung, Elektrik und die notwendige Asbestentsorgung vom Dach liegen vor. Eine Kostenschätzung für eine behindertengerechte Sanitäranlage und die Fenster lagen
zum Abgabetermin für das Nutzungskonzept noch nicht vor, sind aber in Arbeit. Ein Angebot für die Neueindeckung und Isolierung des Daches muss noch eingeholt werden.
Um eine genaue Kostenschätzung durchführen zu können, sind Ausschreibungen seitens der Gemeinde Dermbach notwendig. Es ist angedacht, einen großen Teil der Baumaßnahmen in Eigenleistungen durch ansässige Vereinsmitglieder und weitere Unterstützer durchzuführen. Bei der Kostenbetrachtung ist zu berücksichtigen, dass ein abschnittsweiser Umbau für die konzeptionierte Nutzung geplant ist und die Kosten sich nach einer positiven Entscheidung der Fördermittelgeber orientieren.
Eigenleistungen
- Entrümpelung des gesamten Gebäudes incl. Außenanlage. – 2.000€
- Demontage und Entsorgung der alten Heizungsanlage im rechten Trakt. – 4.000 €
- Maler- und Tapezierarbeiten in den einzelnen Räumen. – 10.000 €
- Elektrische Installationsarbeiten in den einzelnen Räumen. – 15.000 €
- Allgemeine Installationsarbeiten in den sanitären Einrichtungen und Küchen. – 10.000 €
- Abdecken des Asbestdaches. – 25.000 €
Alle Zahlungen sind Schätzungen vorbehaltlich der rechtlichen Durchführbarkeit der Eigenleistungen.
Fördermittel
Im Falle einer Sanierung des Objektes können durch verschiedenste Förderprogramme des Bundes und des Landes Mittel generiert werden, die die Kosten der Sanierung wesentlich verkleinern könnten.
Hier wurden erste Gespräche über geeignete Fördermaßnahmen mit Frau Suchantke vom Leader Programm (RAG- Wartburgregion) geführt, in denen die verschiedenen Fördermöglichkeiten erörtert wurden.
Nachfolgend eine Auswahl der möglichen Förderprogramme:
- ILE- Richtlinie, Maßnahme LEADER- Projekt (ILE-Region, Wartburgregion), Umbaumaßnahmen DGH Förderanteil 60% Zuschuss von 50.000€
- Förderprogramm BAFA zum Austausch einer alten Ölheizung gegen eine GasBrennwertheizung mit Hybridtechnik (erneuerbare Energie), Förderanteil bis 40%
- ILE -Richtlinie, Maßnahmen „Pläne für die Entwicklung ländlicher Gemeinden“, sowie „Dorferneuerung und -entwicklung“ Planungsleistungen zur Umnutzung DGHFörderanteil, 75% (bei Beantragung durch Gemeinde), Zuschuss ca. 3000€
- Thüringer Ministerium für Umwelt, Energie und Naturschutz: Förderung von Klimaschutzmaßnahmen in Kommunen, Förderung gebäudetechnischer Investitionen im Bereich kommunaler Liegenschaften (Fenster, Dachdämmung), die der THGMinderung und Energieeinsparung dienen, Förderanteil 40%, mit anderen Förderprogrammen kombinierbar.
Betriebskosten
In den Berechnungen wird vorausgesetzt, dass die Gemeinde Dermbach das Objekt zur kostenlosen Nutzung überlässt. Anfallende Nebenkosten sollen zum größten Teil von den Nutzern des Objektes getragen werden. Hierzu werden die Verbräuche Wasser/Heizung/Strom auf der Grundlage des Nutzungskonzepts für die Kostentrennung jeweils durch Zähler separat erfasst und abgerechnet.
Hierbei ist jeder Nutzer für die entstehenden Nebenkosten selbst verantwortlich. Die Reinigung der Veranstaltungsräume wird vom jeweiligen Mieter getragen und hat umgehend zu erfolgen. Die Reinigung der öffentlichen Räume und Flure sowie alle Nebenräume wird durch eine Hausordnung geregelt. Mit der Sanierung des Gebäudes wird damit gerechnet, dass die entstehenden Instandhaltungskosten in den nächsten Jahren niedrig bleiben. Diese sollten sich im Gegensatz zur derzeitigen Kostenlage nach der Sanierung deutlich reduzieren.